Clickertraining – das Nonplusultra?

04.10.2015 12:34

Vom Training mit einem Clicker haben in der Pferdewelt schon die meisten zumindest mal gehört. Das ist doch das für die Kunststückchen, nicht? Da stopft man doch das Tier nur mit Leckerchen voll, oder? Oder auch: Nein das ist doch nichts für Pferde, die arbeiten nicht für Futter, und außerdem fangen sie dann zu Schnappen an. Diese Skepsis und auch die Vorurteile sind zum Teil berechtigt, können leicht beseitigt werden, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt. Ich gebe zu, auch ich war zu Beginn nicht überzeugt, dass man damit sinnvoll Pferde trainieren kann. Oh wie hab ich mich geirrt! Es ist sogar weit mehr als nur eine Trainingsmethode, es ist eine ganz neue Philosophie, die ein komplettes Umdenken meinerseits erfordert hat.

 

Wie funktioniert Clickertraining? Vereinfacht gesagt wird dem Pferd zuerst beigebracht, dass der Click eine Belohnung (Futter) ankündigt, und dann wird ausschließlich erwünschtes Verhalten mit dem Click bestätigt und anschließend belohnt. Aber warum funktioniert das als Trainingsmethode? Tiere zeigen freiwillig nur Verhalten das sich für sie lohnt, also ihnen Freude und Komfort bereitet. Und Futter ist eine außerordentlich starke Motivation! Oft hört man dass das Pferd als „Beutetier“ über Futter nicht trainierbar wäre, da Futter für Beutetiere (also Pflanzenfresser) in der Natur ja eh ständig vorhanden wäre. Pferde die in unserer Obhut leben haben kann man aber mit wilden Pferden nicht vergleichen, sie wissen dass wir Menschen sie mit Futter versorgen. Die vermeintliche Natürlichkeit auf die etliche Trainingsmethoden sich berufen ist bei unseren Hauspferden bei vielen Dingen nicht gegeben. Es fängt ja schon damit an dass sämtliche Ausrüstungsgegenstände für Pferde nicht natürlich sind und hört damit auf, dass das Pferd ja auch nicht dafür geschaffen wurde von uns geritten zu werden.

 

Für mich war es wichtig, für meine Pferde eine ethisch vertretbare und faire Trainingsmethode zu finden, die mit der modernen Verhaltensforschung konform geht. Meiner Meinung nach kann das nur die Arbeit mit positiver Verstärkung sein. Das Prinzip des Clickertrainings beruht auf positiver Verstärkung, d.h. es wird etwas Angenehmes (Futter, Stimmlob, Streicheleinheiten) hinzugefügt. Die meisten gängigen Trainingsmethoden, sowie alles was unter den Begriff „Natural Horsemanship“ fällt, arbeiten mit negativer Verstärkung, also dem Wegnehmen von etwas Unangenehmen (Druck). Der Druck wird meist so lange erhöht bis das Pferd die gewünschte Reaktion zeigt. Das mag zwar effektiv sein und schnelle Erfolge bringen, macht aber aus Pferden langfristig willenlose Befehlsempfänger. Das Pferd lernt dabei, möglichst schnell zu reagieren um nur ja keinen Druck abzubekommen und wird vom Trainer dafür belohnt, indem es in Ruhe gelassen wird. Ich weiß nicht – es ist kein schöner Gedanke, wenn es eine Belohnung für mein Pferd sein soll dass ich es in Ruhe lasse…

Natürlich könnte man jetzt einwenden, dass ich mein Pferd mit Futterlob ja sozusagen "besteche" und es ja dann nicht mit mir zusammenarbeitet um meinetwillen, sondern weil es scharf auf Zuckis ist... Ok ganz ehrlich, ich will niemanden enttäuschen, aber diese verklärten Vorstellungen vom treu ergebenen Pferd das seinen Menschen über alles liebt und alles freiwillig mitmacht ist eine Illusion. Wie schon erwähnt, ein Pferd zeigt Verhalten dann, wenn es sich lohnt. Bei Druckmethoden lohnt es sich nachzugeben weil dann der Druck aufhört. Bei positiver Verstärkung lohnt es sich das richtige Verhalten zu zeigen weil dieses belohnt wird. Und hey - wer von uns würde ohne Gehalt arbeiten gehen wollen?

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass sich die Beziehung zu meinen Pferden durch das Clickertraining enorm verbessert hat. Und daran ist sicher nicht nur das Futter "schuld". Wenn das Training den Pferden aufgrund des Futterlobs mehr Spaß macht, ist die gesamte Stimmung gleich viel besser, und die Motivation, immer etwas Neues dazu zu lernen, bleibt hoch.

 

Also JA! Das Clickertraining ist für mich das Nonplusultra. Es beruht auf den neuesten ethologischen Erkenntnissen und räumt mit veralteten Dominanztheorien auf. Man muss als Trainer kreativ und gut strukturiert sein, es gibt keine Patenrezepte weil jedes Pferd anders ist, und man lernt nie aus. Und vor allen Dingen macht es Riesenspaß :-)  Mehr über die Höhen und Tiefen beim Clickertraining in einem der nächsten Artikel.